Dieses White Paper bietet eine Einführung in das Thema Antimikrobielle Oberflächen und beantwortet allgemeine und spezielle Fragen von der Idee über die Entwicklung bis hin zur Wirksamkeitsprüfung und der Umsetzung in konkreten Anwendungen.
Die Geschichte der Menschheit wird begleitet durch infektiöse Krankheiten und Pandemien, welche die moderne Gesellschaft beständig vor gesundheitliche, soziale und auch wirtschaftliche Herausforderungen stellen. Nicht erst seit Corona / CoViD-19 ist der Schutz vor entsprechenden Gefahren daher ein zentrales Thema im Kampf gegen die Welt der Keime.
Bereits in der Antike wurden entsprechende Maßnahmen zur Bekämpfung von Infektionskrankheiten angewendet und seitdem stetig weiterentwickelt und optimiert. Ob Silbermünzen im Trinkwasser oder Kupferleitungen für Wasserrohre: einstige – meist abergläubisch anmaßende – Strategien erscheinen mittels moderner Erkenntnisse in neuem Licht und bieten neue innovative Wege zur Bekämpfung von Infektionen. Möglich wird dies auch durch ein besseres Verständnis der Übertragungswege von Infektionskeimen.
Wurden Krankheiten in der Vergangenheit noch als göttliche Bestrafung gesehen, ist heute hinlänglich bekannt, dass diese auf die Übertragung und Infektion durch Bakterien, Viren oder Pilze zurückzuführen sind. Derartige Keime umgeben uns allgegenwärtig und treten sowohl in der Natur als auch der menschengemachten Umwelt auf und können direkt von Mensch zu Mensch oder indirekt über die Hände bzw. über Gegenstände übertragen werden. Das Verstehen und Unterbrechen solcher Infektionsketten ist ein vorrangiges Ziel der Infektionsforschung.
Das moderne Verständnis von Erregern sowie den Prinzipien Infektion und Übertragung führte u.a. zur gezielten Entwicklung neuer Wirkstoffe (z.B. Polio-Impfstoff) sowie zur Optimierung bestehender Hygienemaßnahmen. So konnten auch bereits erste Krankheiten erfolgreich ausgerottet werden (bspw. die Pocken).
Trotz neuer Erkenntnisse häufen sich jedoch das Auftreten von Pandemien sowie die Entdeckung neuer oder bis dato unbekannter Keime. Zurückzuführen ist dies auf verschiedene Faktoren, wie einerseits die hohe Evolutionsstärke von Viren, Bakterien und Pilzen aber auch die zunehmende Modernisierung der Gesellschaft (stärkere weltweite Vernetzung, demographischer Wandel, Massentierhaltung, usw. …).
Zunehmend steht das moderne Gesundheitswesen vor größeren Herausforderungen und bisher effektive Medikamente wie manche Antibiotika, Virostatika und Antimykotika verlieren aufgrund vermehrt auftretender Resistenzen nach und nach ihre Wirksamkeit. Gleichzeitig liefern mangelnde Forschungsaktivitäten im Bereich Medikamenten- und Antibiotikaforschung kaum neue wirksame Alternativen.
Angesichts dieser steigenden Zahl an nur schwer oder gar nicht behandelbaren Infektionen und einem zunehmenden Mangel an wirksamen Arzneimitteln, ist die Weiterentwicklung zusätzlicher präventiver Hygienekonzepte von entscheidender Bedeutung.
Deren erfolgreiche Umsetzung wird sich u.a. daran bemessen, dass sich die verschiedenen Maßnahmen und ihre individuellen Beiträge sinnvoll ergänzen, um Keimübertragungswege effizient zu reduzieren bzw. zu unterbinden und das soziale und wirtschaftliche Leben dabei möglichst gering einzuschränken.
In der Praxis entsteht hier jedoch häufig ein Konflikt, bspw. in der regelmäßigen und konsequenten Durchführung von Reinigungs- und Desinfektionsmaßnahmen. Obgleich effizient zum Zeitpunkt der Durchführung, bieten diese Maßnahmen aber keinen anhaltenden Effekt und müssen stetig wiederholt werden. Hier können passive Hygieneelement wie antimikrobielle Oberflächen nachhaltig unterstützen und zu einem besseren Schutz vor Infektionskrankheiten beitragen.
Weltweit sind ein höheres Hygiene-Bewusstsein sowie eine gesteigerte Nachfrage an innovativen und effektiven Schutzmaßnahmen zu beobachten. Dazu zählen insbesondere auch antimikrobielle Oberflächen, welche die Ansiedelung von Keimen effektiv und langfristig verhindern können. Eine Eigenschaft, die gerade vor dem Hintergrund steigender Infektionsgefahren von besonderem Interesse ist.
Obwohl Hygienemaßnahmen stetig weiter-entwickelt werden und das Bewusstsein über gute Hygienepraxis allgemein präsenter wird, sind weltweit steigende Infektionszahlen zu beobachten (u.a. für multiresistente Keime). Zusätzlich führt die hohe Entwicklungsfähigkeit von Viren, Bakterien und Pilzen zu jährlich neu entdeckten Krankheitserregern.
Jährlich sterben ca. 700.000 Menschen im Zusammenhang mit Antibiotikaresistenzen Prognosen zufolge soll die Zahl bis 2050 auf zehn Millionen Todesfälle ansteigen.